Differenzverstärker mit Transistoren
Für einen nicht integriert aufgebauten Differenzverstärker werden zwei identische Transistoren in Emitterschaltung über einen gemeinsamen Emitterwiderstand zusammengeschaltet. Die Schaltung hat mit ihren zwei Basisanschlüssen zwei Eingänge und an den Kollektorwiderständen zwei Ausgänge. Beide sind auf das Massepotenzial der Schaltung bezogen. Das Ausgangssignal kann auch massefrei zwischen den Kollektoranschlüssen als Brückenspannung oder Differenzspannung abgenommen werden. Der Emitterwiderstand sollte hochohmig sein, um der Schaltung einen Konstantstrom einzuprägen. Der Artikel beschreibt die Fälle der Differenzansteuerung, der Gleichtaktansteuerung und einen optimierten Differenzverstärker mit Konstantstromquelle.
Oftmals wird die Schaltung mit zwei symmetrischen Betriebsspannungen versorgt. Die Arbeitspunkte der Transistorzweige sind dann so berechnet, dass bei fehlender Signalansteuerung die Basisanschlüsse das Bezugs- oder Massepotenzial haben. Die Schaltung hat keinen Basisspannungsteiler, der ein Eingangssignal belasten würde. Die Eingangsimpedanz eines Differenzverstärkers ist hochohmiger als die eines einfachen Transistorverstärkers in Emitterschaltung. Da mit symmetrischer DC-Betriebsspannung die nicht angesteuerten Eingänge auf Massepotenzial liegen, können die Eingangssignale ohne Koppelkondensatoren direkt angelegt werden. Der Differenzverstärker verstärkt folglich auch Gleichspannungen.
Haben im Schaltungslayout beide identischen Zweige einen engen Wärmekontakt, so können sich Temperaturschwankungen auf das Ausgangssignal kaum auswirken. Die gleichmäßige Änderung der Kollektorströme hat auf die Ausgangsspannungsdifferenz UaD keinen Einfluss. Die durch Temperatur bedingten Kollektorstromänderungen bleiben durch die Stromgegenkopplung bei einem ausreichend groß dimensionierten Emitterwiderstand klein.
Prinzipiell gilt, dass beide Kollektorwiderstände gleich dimensioniert und kleiner als der Emitterwiderstand sind. RC1 = RC2 ≤ RE. Ohne Eingangssignale sind dann auch beide Kollektor- und Emitterströme gleich. IC1 = IC2 und IE1 = IE2. Weiterhin kann eine Eingangsdifferenzspannung UeD = Ue1 − Ue2 und eine Ausgangsdifferenzspannung UaD = Ua1 − Ua2 definiert werden.
△Ansteuerungsverfahren
Differenzansteuerung
Ein Differenzverstärker kann auf unterschiedliche Weise mit Eingangssignalen angesteuert werden. Es kann das Basispotenzial des Transistors K2 konstant gehalten werden, indem es mit Masse verbunden wird. Wird jetzt das Basispotenzial von K1 um +30 mV positiver, beginnt dieser Transistor zu leiten. Er wird niederohmiger und sein Emitterstrom nimmt zu. Die Spannung am Emitterwiderstand wird größer und das Emitterpotenzial des nicht angesteuerten Transistors K2 wird positiver. Dadurch wird K2 hochohmiger und sein Emitterstrom verringert sich. Bei dieser unsymmetrischen Ansteuerung ändern sich die Kollektorströme gegensinnig. Das Ausgangspotenzial des Transistors K1 nimmt ab und das von K2 nimmt zu. Zwischen Eingangs- und Ausgangssignal besteht wie bei jeder Emitterschaltung eine 180°-Phasenumkehr oder Inversion.
Für das Ausgangssignal arbeitet der linke Transistor in Emitterschaltung mit seinem Kollektorwiderstand als Arbeitswiderstand. Der rechte Transistor wird vom Emittersignal des K1 angesteuert. Für ihn wäre K1 eher eine Kollektorschaltung. Da die Basis des rechten Zweigs auf Signalmasse liegt und die Ansteuerung am Emitter erfolgt, arbeitet K2 aber in Basisschaltung ohne Phasendrehung.
Für den angesteuerten Transistor K1 ist die niederohmige Eingangsimpedanz der Basisschaltung K2 der eigentlich wirksame Emitterwiderstand. Die Signalverstärkung der Emitterschaltung wird daher nicht durch die Stromgegenkopplung des hochohmigen RE Schaltungswiderstands gemindert.
Eine vergleichbare Arbeitsweise ergibt sich, wenn links die Basis des K1 auf Masse liegt und die Ansteuerung an der Basis von K2 erfolgt. Das Ausgangssignal weist jetzt keine Inversion zum Eingangssignal auf, wenn die Richtung des Ausgangsspannungspfeils wie anfangs festgelegt beibehalten wird.
Mithilfe einer Simulationsschaltung wurde ein Differenzverstärker hinsichtlich seiner Eigenschaften für Gleich- und Wechselspannung untersucht. Das Bild zeigt die ermittelten DC-Werte bei fehlender Ansteuerung und die AC-Werte bei unsymmetrischer Ansteuerung mit einer 1 kHz Sinusspannung. Zur Arbeitspunktberechnung wurde festgelegt, dass der Emitterstrom 2 mA und das Basispotenzial 0 V betragen sollen. Für die Kollektorströme folgen dann je 1 mA. Das Kollektorpotenzial sollte auf ungefähr der halben positiven Betriebsspannung liegen.
Die Simulationsmessungen zeigen, dass sich die Eingangsspannung ue1 gleichmäßig auf beide Basis-Emitterstrecken der Transistoren aufteilt. Das bedeutet, dass der Eingangswiderstand rBE eines jeden Transistors der wirksame Emitterwiderstand des anderen Transistors ist. Auf das Signal bezogen liegt rBE parallel zum gemeinsamen Emitterwiderstand, da der Anschlusspunkt der Betriebsspannung als Massepotenzial für die Wechselspannung gesehen werden kann. Die Differenzspannung am Ausgang zwischen den Kollektoren ist doppelt so groß; wie die Änderung der Kollektorspannung jedes einzelnen Zweigs.
Werden bei der symmetrisch aufgebauten Schaltung beide Basiseingänge mit einem zur Masse symmetrischen Signal angesteuert, wie zum Beispiel K1 mit +15 mV und K2 mit −15 mV, sind auch die Amplituden der Ausgangssignale gleich groß. Die Eingangsspannungen ue1 und ue2 teilen sich wieder gleichmäßig zu ±7,5 mV auf beide Steuerstrecken der Transistoren zwischen Basis und Emitter auf. Da sie aber zueinander invertiert sind, hat die steuernde Eingangsamplitude an jedem Transistor mit 15 mV den doppelten Wert. Das ist der halbe Wert der Eingangsdifferenzspannung ueD = ue1 − ue2.
In der Simulationsschaltung wurde ein Basiswechselstrom mit iB1 = 5,2 μA bei einer Wechselspannung zwischen Basis und Emitter von ue1 = 15 mV gemessen. Daraus errechnet sich ein dynamischer Basis-Emitterwiderstand von rBE = 2,9 kΩ. Die gemessene Wechselstromverstärkung betrug β = 100. Mit der hergeleiteten Gleichung ergibt sich die Verstärkung zu Vu = 117. Mithilfe der Oszillogramme oder der gemessenen Effektivwerte folgt in bester Übereinstimmung die Spannungsverstärkung zu Vu = 113.
Die Verstärkung des Differenzverstärkers entspricht ungefähr der einer Emitterschaltung ohne Stromgegenkopplung.
Die beiden gegen Masse gemessenen Ausgangsspannungen sind zueinander invertiert.